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Martinas Ferien

Alle Fotos hat Martina gemacht. Sie kann's einfach so viel besser. Danke.

Montag

Erster Waldspaziergang. Ich habe Martina im Vorfeld gefragt, ob sie gerne Steine mag. Sie hat ja gesagt. Und sich ein bisschen gewundert. Aber da ich ihr erzählt habe, dass das Limousin traditionell eine sehr arme Gegend ist, hat sie sich wohl gedacht, dass wir dann eben unsere Steine zeigen. Was sie heute erfährt: Wir haben den größten.

Und den schönsten:

Dienstag

Heute besichtigen wir ein Schloß und das dazugehörige wunderschöne Städtchen. Das Schloß wurde von der dazugehörigen Marquise samt Inventar dem französischen Staat geschenkt. Der hat darin ein Museum für moderne Kunst untergebracht. Martina und ich besprechen jeden Morgen beim Frühstück das Programm für den Tag und meistens auch das Essen.

Ich sage Schloss - sie nickt es ab. Ich sage Museum - sie nickt es ab. Ich sage Danach fahren wir zu Aldi - sie strahlt mich an und freut sich laut. Mit Aldi in Italien hat sie fresstechnisch hervorragende Erfahrungen gemacht. Wir wissen beide, wo hier die Prioritäten liegen.

Schloss

Abends haben wir Gäste, meine Freundin und ihr Sohn. Vor kurzem habe ich gelernt, dass das das französische Menu Apéritif-Entrée-Plat-Fromage-Dessert-Café zum Weltkulturerbe ernannt worden ist. Wir hätten auch dafür gestimmt. Und nein, man wird davon nicht automatisch dick.

Apéritif

Mittwoch

Besuch in Limoges. Die Vienne.

Die Kathedrale. Martina ist erfreut-erstaunt über einen Kathedralenvorplatz ohne einen einzigen Touristen.

Wir haben in den Galéries Lafayettes ziemlich wenig Geld ausgegeben und trotzdem reichlich schöne Sachen gefunden. Sie sind hier weniger schön als die in Paris, aber viel weniger posh. Und sie sind viel günstiger als die in Berlin. Außerdem haben wir entdeckt, dass wir ein sehr gutes Shoppingteam sind. Guido, hörst du mich? Oder vielleicht in Frankreich bei Les reines du shopping mit Cristina Cordula?

Am Abend, als der Besuch da ist, fasst Martina meine Art, Vorschläge zu machen mit den Worten zusammen:

  • We are going to do this, that and that. Breakfast.

Vielleicht sollte ich über meine Art Vorschläge zu machen, mal nachdenken.

Donnerstag

Mal kurz bei einem Nachbarn reinschauen.

Mittags gehen wir essen in einem Landgasthof, wie ich ihn nur hier kennengelernt habe: Es gibt keine Karte, man isst, was es gibt.  Im Regelfall die obengenannten fünf Gänge. Für 15,50€. Wein ist aber extra. Rainer und Heinz sind sehr gerne hier. Sehr gerne. Allerdings macht das Menu hier doch dick. Es besteht aus

  • Terrine - nehmen Sie soviel sie brauchen
  • Entree
  • KartoffelSchwein oft mit Sahnesauce, heute aber mit Nudeln statt Kartoffeln
  • Käse - nehmen Sie so viel sie noch essen können
  • Dessert mit Kaffee en même temps, das mögen wir beide lieber als danach. Das Restaurant ist nicht bekannt für seine tollen Desserts. Gegessen haben wir sie trotzdem immer. Das heutige löst ein zärtliches Lächeln aus. Es ist Fürst-Pückler-Eis. Glace à la Néapolitaine. Die französische Übersetzung gibt es, damit ihr es bestellen oder vermeiden könnt. Jeder von euch kennt diesen Geschmack.

Ein Erdbeereis, dessen Geschmack von den Laboratorien von DrOetker liebevoll im Reagenzglas komponiert wurde. Ein Schokoladeneis, das relativ hell ist und einen pudrigen Geschmack hat, den kein anderes Schokoeis je erreicht hat und das ist auch gut so. Ein Vanilleeis, das nur weiß und süß ist und von dem wir so lange gedacht haben, Vanilleeis schmecke eben so. Es ist Galaxien weit entfernt von jeder Vanilleschote. Irgendwann haben dann erfahren, dass es doch einen Weihnachtsmann gibt. Er wohnt am Nordpol und macht Vanilleeis mit schwarzen Punkten in einem zarten cremigen Gelb. Aber es macht uns fröhlich dieses Eis. Und natürlich essen wir es auf.Ich weiß gar nicht, woher wir noch die Energie hatten, aber wir schaffen mein Lieblings-Heimatkunde-Museum noch. So haben die Leute am Anfang des 20. Jahrhunderts hier gelebt.

Die Schule

Die Backstube

Die Schönheit

Die Kneipe

Am Samstag ist Flohmarkt. Also ist am

Freitag - Flohmarktvorbereitung

Ich habe Krempel hier und auch welchen aus Bonn mitgebracht. Zum Glück wird es jedes Jahr weniger. Reich wird man damit nicht, die Preise sind extrem niedrig, aber es ist, als säße man auf einer Cafehausterrasse und bekäme dafür noch ein bisschen Geld. Passt also. Danke für deine Hilfe und deine gute Laune.

Samstag- Flohmarkttag

Der frühe Morgen begrüßt uns mit einem Gewitter und einem spektkulägen Sonnen aufgang.

Auf dem Flohmarkt angekommen, begrüßt uns ein Typ aus der Abteilung alter, weiser Indianer:

On est sauvé. Wir sind gerettet. Eine lange Erklärung, von wo nach wo das Wetter zieht, folgt. Zehn Minuten später: On peut attaquer. Wir können angreifen.

Dummerweise wird jedes Mal, wenn er etwas sagt, wird der Regen stärker. Wir halten ihn nonverbal fern von uns und wünschen uns das Wetter von da an selbst. Erfolgreich. Es wird ein sonniger und sehr interessanter Tag.

So, ich bin ins Café gezogen, der Waschsalon hat keine Steckdosen.

Flohmarktsnack

Reste in Blätterteig. War gut.

Das Werkzeug ist zuerst weg, danach die Haushaltsgeräte. Alles Dekorative ist schwer zu verkaufen, auch zum Schleuderpreis. Ich danke Martina für ihre Hilfe bei der Vorbereitung und ihre unerschrockenen Verhandlungen auf französisch und dafür, dass sie alle Engländer übernommen hat mit ihrem perfekten Englisch. Und dafür, dass sie die Engländerin Ella kennengelernt hat. Die nämlich informiert uns, dass am Abend in Leulac einen Marché festif gibt.

Das Konzept des Marché festif ist super. Producteur aus der Gegend bauen ihre Marktwagen auf, die Gemeinde stellt Grill, Fritten und Musik zur Verfügung und im Idealfall ist der ganze Ort anwesend. Man kauft sich sein Menu zusammen, bringt Teller und Besteck selbst mit oder kauft sie in Plastik vor Ort. Es ist jedes Mal ein bisschen wie im Film. Wir treffen Ella wieder und erfahren von ihrer aufregenden Karriere als Fotografin.

Am Sonntag sind wir im Centre de mémoire in Oradour. Dort erzählen sie, wie es zum Massaker des 10 Juni 1944 kam und was an dem Tag passierte. Danach ist die Laune so lang trüb, wie Menschen brauchen, um so etwas zu verarbeiten.

Montag gehen wir noch einmal in Martinas neues Lieblingsrestaurant. Der Tag ist langsam und ein bisschen wehmütig. Am Dienstag Morgen muss ich sie ja, ob ich will oder nicht, nach Limoges bringen. Das Limousin liefert zum Abschied einen bezaubernden Sonnenunter- und -aufgang.

Der Bahnhof ist einer der schönsten Frankreichs und unmissverständlich teil er mit: Ich habe den größten.

Und noch ein paar Krümel:

Danke an den besten Nachbarn der Welt. Er erhöht die Dosis, wenn ich Besuch habe.

Manchmal ist einfach Törtchentag:

Mein Basilikum wächst dieses Jahr in Herzchenform:

Hildegard Wichmann

Hildegard Wichmann

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Bonn