Canada and me

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Im Jahr 2013 bin ich zum ersten Mal nach Canada geflogen um endlich meine Tante Greta kennen zu lernen. Fünfzig Jahre vorher hat sie dasselbe getan um für ein Jahr zu bleiben. Es wurde ein langes Jahr. Ich war aufgeregt und zappelig, ich war zum ersten Mal auf dem amerikanischen Kontinent. Aber der Empfang war so warm und herzlich, dass ich mich schnell auch wieder entspannt habe.

Wie immer kaufe ich als allererstes eine Landkarte. Ich klappe sie auf und frage mich, warum ich sie gekauft habe. Denn Kanada ist im Wesentlichen leer. Es ist das zweitgrößte Land der Welt, hat aber nur 38 Millionen Einwohner. Das macht dann 3,6 Personen pro Quadratkilometer.

Meine Tante hat eine sehr effektive Methode mir die schiere Größe ihrer Heimat zu verdeutlichen. Ich befinde mich in British Coumbia (BC) und das alleine ist sieben Mal so groß wie Deutschland. Und Canada hat zehn Provinzen und drei Territiorien. BC gehört zu dem Schönsten, was ich je gesehen habe. Berge im Rücken, die Füße im Pazifik. Die Leute hier fühlen sich gesegnet (blessed), dass sie nicht in Yukon (da fressen einen die Mücken) oder Alberta (no mountains) leben müssen.

Meiner Nichte, die bei meiner Tante aufwächst, habe ich eine Weltkarte gekauft, damit sie sieht, wo Oumi (Greta) und der Besuch (ich) ursprünglich herkommen. Wenn man von Frankfurt nach Vancouver fliegt bringt man ungefähr 8100 km hinter sich.

Das veranlasst meine Nichte zu der Aussage:

  • Oh, so you're two Canadas away.

Ich finde, das ist eine der besten Einheiten zum Messen großer Distanzen. 1 Canada entpsricht dann etwa 4000 km.

Wir haben viel gelacht, ich am meisten über Wörter. Einews Tages sagt meine Tante, dass wir heute in den kleinen Supermarkt gehen.

Photo by Ryan Sleiman / Unsplash

Ich verschlucke meinen Kaffee und sie muss mir erklären, welchen der gigantischen Läden, in denen wir waren, sie meint. In meinem Bilderbuch sieht ein kleiner Supermarkt so aus:

Es gibt noch weitere Wörter, die hier eine andere Bedeutung haben. An einem der zahllosen wunderschönen Sommertage der drei Wochen, die ich dort verbracht habe, landen wir an einem Strand.

  • Oh, it's crowded, meint Greta.
People on the beach
Photo by Sérgio Rola / Unsplash
  • Well...., denke ich und frage sie, ob sie schon einmal in St. Tropez gewesen ist..

Ist sie zum Glück nicht und ich nur einmal und nie wieder.

Man ergänze noch laute Diskomusik und lästige Strandverkäufer. Ich bekomme bei dem Bild schon Kopfschmerzen. Anne eine Bekannte aus Paris sagte mal ganz richtig:

  • Les vacances sont où les autres ne sont pas. Die Ferien sind, wo die anderen nicht sind.

Aber ich schweife ab.

Am Vorabend meiner Abreise lädt Greta Menschen ein, die ich im Laufe der drei Wochen kennengelernt habe. Es wird ein sehr schönes Fest. Danke Greta. Für mich völlig überraschend bekomme ich von der bezaubernden Tammy und ihrem Freund, dem Holzkünstler David, eine Vase geschenkt.

Sie gehört zu den schönsten Gegenständen, die ich jemals besessen habe und mir blutet das Herz, weil die sie nicht mitnehmen kann. Der Koffer, obwohl 20% extendible macht schon dicke Backen. Greta lächelt, legt mir die Hände auf die Schultern und sagt

  • Mach dir keine Sorgen, ich mail sie dir.

Damit war der Moment der übergroßen Rührung dann erst einmal vorbei.

Auf meine Tante ist Verlass und so geschah es dann:

Dieses Paket wird alle Aufräumaktivitäten der nähreren und ferneren Zukunft überstehen.

Hildegard Wichmann

Hildegard Wichmann

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Bonn