Ein Landei kullert durch die Welt

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Im Studium habe ich Sprachgeschichte besonders gemocht, die Art, wie Wörter auch international zusammenhängen, finde ich spannend.

Im Französischen sind mir einige Lehnwörter begegnet, die ich ganz lustig fand.

L'ersatz bezeichnet, nicht überraschend, eine minderwertige Kopie.

Ein vasistas steht für ein Oberlichtfenster. Ich habe die Ethymologie (Entstehungsgeschichte eines Wortes) gerade nachgeprüft und sie ist etwas anders als ich dachte. Also: zunächst mal kommt es von Was ist das? Und es ist schon viel länger in der französischen Sprache, als ich dachte, ich hätte es im zweiten Weltkrieg angesiedelt. Es ist aber spätestens mit den Kriegen von 1870 übergesiedelt. Und im Ursprung bezeichnet es eine Klappe in der Haupteingangstür, durch die man nach dem Anliegen eines Davorstehenden fragt, bevor man ihn/sie einlässt. Der Satz Qu'est-ce que c'est? heißt eigentlich wörtlich übersetzt Was ist das?, wird aber im Franösischen auch für Was liegt an? und Worum geht es? verwendet. Also haben die Franzosen das Fensterchen getauft, durch das sie dann den Deutschen ihr latentes Misstrauen mitgeteilt haben.

Ein Wort, das ich sehr spät gelernt habe ist le jerrican. Mein großer Bruder und ich sind im Frühjahr 2010 gemeinsam zu meinem Häuschen in MonVillage gefahren. Als wir die Dorfstraße herunterfuhren, sprang mein damaliger Gärtner mir vors Auto und fragte, wie wir JEMALS wieder nach Hause kommen wollten.

Ich musste lachen, weil ich das gleiche JEMALS schon einmal auf Deutsch gehört hatte, als die Tante von der Deutschen Bank mich  fragte, wie ich die 800 DM Schulden, die ich bei der Bank hatte jemals wieder zurückzahlen wollte. Peanuts habe ich mir gedacht und die Bank gewechselt.

2010 war ein Jahr, in dem die französischen Ölhäfen bestreikt wurden und der Sprit knapp war. Wie immer bekam ich von meinen Nachbarn haufenweise gute Ratschläge.

  • Ich habe noch roten Diesel, davon kannst du etwas haben.
  • Leclerc wird morgen beliefert, da kannst du tanken.
  • Kauf dir doch ein paar Jerricans und mach sie voll.
It is what it is in white letters on a grey background and white frame.
Photo by Nick Fewings / Unsplash

Und WTF ist es? Es stört mich mörderisch, wenn ich Wörter nicht ableiten kann, aber bei diesem ging es gar nicht. Nachforschungen ergaben: Jerrican kommt von German Can: Deutscher Benzinkanister. Dieses Wort kommt jetzt wirlich aus dem zweiten Weltkrieg. Die Engländer fanden die Deutschen doof, aber die Benzinkanister praktisch, weil man damit große Mengen Benzin auf LKWs transportieren konnten.

Der Spitzname für die Deutschen war Jerrys und so wurde zunächst im Englischen jerrycan daraus. Die Form des Kanisters und das Wort wurden in die USA exportiert und von dort nach Frankreich weitergeleitet. So einfach kann es gehen. Mit diesem Beitrag zu völlig überflüssigem Wissen mache ich für heute Schluss und wünsche euch noch einen schönen Sonntag.

Hildegard Wichmann

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Bonn