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Ich habe in den letzten Jahren immer wieder neue Wörter gelernt. Zwei von ihnen waren wirklich praktisch, weil sie ein Unbehagen, das ich empfunden habe, in Worte gefasst und es damit verringert haben. Denn offensichtlich war ich nicht alleine mit der Wahrnehmung. Eines der Wörter ist Mansplaining, das andere ist Micromanagement.

Hier ist die Definition aus Wikipedia für Mansplaning:

Mansplaining bezeichnet herablassende Erklärungen eines Mannes, der fälschlicherweise davon ausgeht, er wisse mehr über den Gesprächsgegenstand als die – meist weibliche – Person, mit der er spricht.

Das Lustige daran ist, dass der Mann, der spricht meist keine Ahnung hat, wovon er spricht. Das ist ihm aber egal, weil er davon ausgeht, dass das Gegenüber das nicht weiß oder merkt. Die Franzosen machen das richtig gerne, weil der tägliche Kampf um den Platz in der Hackordnung für viele den Alltag bestimmt. Da tut so ein bisschen Mansplaining doch richtig gut.

Wir stehen an einem brüllend heißen Sommertag auf der Landstraße Richtung Oradour. Die mehr als vierzig Grad lassen die Luft flirren und den Asphalt sein Parfum freisetzen. Wir stehen hier, weil die Tour de Limousin, das regionale Radrennen gleich vorbeikommt, es ist die Damenversion.

Took the shot in the Olympics park Stratford, London while walking on a sunny day
Photo by Yomex Owo / Unsplash

Wir stehen hier friedlich, weil es kein großes Rennen ist und wir in ein paar Minuten weiterfahren können. Wie, das sind zwei Männer und ich. Die Jungs stehen in der ersten, ich in der zweiten Reihe. Einige Fahrerinnen kommen vorbei und Mann 1 sagt freundlich und anteilnehmend:

  • Mon dieu, ça doit être superdur de faire du vélo avec cette chaleur.  Bei dieser Hitze Fahrrad fahren muss wirklich die Hölle sein.

Mann 2, dessen Körper verrät, dass er zum letzten Mal in seiner Schulzeit Fahrrad gefahren ist, entgegnet mit Kennerblick, Kennerstimme, Kennermimik und Kennergestik:

  • Ah oui, surtout pour les femmes. Ja, besonders für Frauen.

Mann 1 und ich zucken ein bisschen und ich hoffe, dass er nachfragt. Er tut es:

  • C'est plus dur pour les femmes? Es ist härter für Frauen?
  • Oui, absolument. Ja, auf jeden Fall.

Mann 1 und ich grinsen und innerlich bitte ich ihn weiterzufragen. Er tut es wieder:

  • C'est dû à quoi? Womit hat es zu tun?

Und die weltumspannende Erklärung mit ernstem Gesicht lautet:

  • C'est musculaire. Es ist muskelbedingt.

Aha. Frauen können also muskelbedingt Hitze schlechter vertragen.

Ich habe schon einmal einen ähnlich lehrreichen Dialog gehört, der mit den Worten endete:

  • C'est historique.

Und ich habe dafür nur eine Erklärung:

  • C'est cérébral. Es ist gehirnbedingt.
Hildegard Wichmann

Hildegard Wichmann

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Bonn