
Ich hole mal ein bisschen aus, aber wir kommen noch zum Thema Essen.
Als ich in Mon Village ankam, war am untersten Ende meines Grundstücks ein Hühnergehege. Also Hühner, Enten, Gänse und noch so einiges andere. Die Nachbarn, denen die Viecher gehörten, haben mich freundlich und rücksichtsvoll gefragt, ob mir die Perhühner nicht zu laut sind. Ich hatte natürlich nicht die geringeste Ahnung, welche von den Flattermännern die Perlhühner sind und welche Geräusche sie machen. Ich habe alles verbucht unter So klingt das Landleben halt und ebenso freundlich wie wahrheitsgemäß verneint. Inzwischen bin ich im elften Jahr und habe so einiges gelernt. Perlhühner schreien wirklich sehr laut. Und: Es gibt in Frankreich eine Quote an Perhühnern, die jeder Haushalt haben darf, um seinen Nachbarn nicht allzusehr auf den Keks zu gehen. Das zumindest hat mir ein anderer Nachbar erzählt. Das Gehege ist inzwischen umgezogen und ich vermisse es nicht. Der Nachbar auf der anderen Seite hat Truthähne und -hühner, die schreien nicht, die blubbern.
Ich habe also letzte Woche einen Perlhuhnkapaun, chapon de pintade, gekauft, den ersten in meinem Leben.

Drei Gründe haben mich dazu bewogen: Erstens: Ich esse unheimlich gerne Perlhuhn. Früher hatte Lidl zu Weihnachten immer welche, aber seit zwei Jahren sind sie weg. Schnief. Zweitens: LOUÉ ist eine gute Marke. Drittens: Label Rouge (ganz oben auf dem Braten) ist ein Qualitätsmerkmal, das es noch nicht sooo lange gibt, das mich aber noch nie enttäuscht hat. Nehmen wir einen größeren Topf, es gab noch zwei Gründe: Viertens: das Tierchen war 30% runtergesetzt und fünftens habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem Einmachen von Geflügelfleisch gemacht. Meistens exportiere ich es dann irgendwann nach Deutschland und es verschönt mir einen Schulalltag.
Wie man sieht hatte ich kaum eine Chance diesem Tierchen zu entkommen. Ich habe mich entschieden, es nach der Methode Wasserhuhn zuzubereiten. Die habe ich mal mit Heiner zusammen entwickelt, als wir ein Hühnchen grillen wollten, aber sicher sein wollten, dass es innen gar wird. Am Ende war es außen superknusprig, innen kalt und extrem lecker. Wir waren das Team, das ein Huhn direkt vom Grill aufs kalte Buffet bringen konnten.
Das Geflügel wird also zuerst gekocht, mit viel Salz und Kräutern, etwa eine halbe Stunde lang. Vorteil: Das Vieh bleibt zart, gewürzt ist es auch schon und es braucht im Ofen noch mal etwa eine halbe Stunde bis es braun ist. Super, wenn man Gäste hat und relativ idiotensicher. Außerdem hat das Tierchen erheblich an Fett verloren, das sorgt für ein leichtes Gewissen bei voller Gefräßigkeit. Brühe zum einfrieren (Deutschland) oder einkochen (Frankreich) hat man auch. Damit kann man dann wieder Kastaniensuppe machen. Man kann es auch deutlich früher zubereiten und einfrieren für schlechte Zeiten oder hohe Arbeitsbelastung. Ich liebe selbstgemachte Fertiggerichte.

Der Kräuterkram wird weggepinselt und es kommt portionsweise in den Ofen. Das ist sehr praktisch, wenn ich viel zu korrigieren habe, wie dieses Mal.

Der erste Eindruck: Ok, lecker. Perlhuhn halt. Aber muss für diesen Geschmack ein stolzer Hahn seine Virilität opfern? Die Begeisterung kommt zeitverzögert. In der zweiten Runde habe ich etwas mehr Zeit und mache mir die Mühe die Teile, die immer noch viel Fett enthalten abzutrennen und das Fett auszulassen. Darin brate ich das Fleisch dann mit Kartoffeln und Endivien in der Pfanne. Das geht mit normalem Perlhuhn nicht, es ist dafür zu mager. Das Endergebnis schmeckt zum Niederknien. Ich muss jetzt Schluss machen, das Café, in dem ich blogge schließt und ich gönne den Leuten den Feierabend. Bis nächste Woche.