Als ich die Hütte in Mon Village gekauft habe...
Habe ich sie eigentlich mal gezeigt? Also hier ist sie:
Als ich die Hütte in Mon Village gekauft habe, habe ich zwei sehr gute Ratschläge von Heinz bekommen: Such dir jemanden, der den Garten macht und pflanz erstmal nix Neues. Das habe ich beides beherzigt und nicht bereut. Der dritte Rat war: Behalte die Pampagräser.
Das fällt mir bis heute schwer, aber sie haben so viele Fans, dass ich es nicht über's Herz bringe, ihnen etwas anzutun. Ich habe also erst einmal geglotzt und nachgedacht.
Natürlich wollte ich dann doch noch etwas pflanzen. Ach ja: Gärtnern kann ich überhaupt nicht. Aus allen Überlegungen zusammen ergab sich folgende weitere: Ich brauche etwas, das alleine klarkommt. Und vielleicht auch gut schmeckt. So entstand mein Kräutergarten. Kräuter, besonders, wenn sie in der Gegend vorkommen, kommen alleine und mit wenig Pflege aus. Ich habe Rosmarin, Thymian, Salbei, Estragon, Majoran und im Sommer gerne Basilikum.
Daraus bastel ich eine Kräutermischung zusammen, die ich Kräuter der Provinz genannt habe und die sich einiger Beliebtheit erfreut.
Der Kräutergarten riecht sehr gut und ich liebe es beim Kochen oder Einkochen meine eigenen Kräuter zu verwenden. Manchmal gibt es auch etwas ganz besonders Hübsches, so wie der Basilikum in diesem Jahr.
Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass dort Safran wachsen könnte. Aber einer der Lieblingsausflüge aller meiner Gäste ist der nach Bourganeuf. Dort gibt es Mittwochs einen marché de producteur, der weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt ist. Angeschleppt hat die Idee natürlich Heinz, wie so viele gute Ideen. Wir haben dort noch nie irgendetwas gekauft, was nicht hervorragend geschmeckt hat. Bourganeuf ist 60 km von mir weg, aber man fährt fast andertalb Stunden Richtung massif central. Wir haben dort Produkte und producteurs angetroffen, die ganz außergewöhnlich waren.
So wie an diesem sonnigen Mittwoch im Frühling 2014, an dem ich alleine dort bin. Ich habe ihn noch nie hier gesehen. Er ist schmal und sehnig. Er hat die Hautfarbe derer, die sich nur ganz selten in geschlossenen Räumen aufhalten, ein tiefes Tabakbraun. Er hat Bilder dabei von Feldern, die mit tiefblauen Blüten überzogen sind. Er baut im Puy de Dome Safran an.
Und eigentlich ist er der menschgewordene Safrankrokus. Er verkauft Safrankrokuszwiebeln. Sie sind teuer, zehn Stück für zehn Euro. Ich frage ihn, ob sie in meinem Kräutergarten eine Chance haben. Er lässt sich Lage und Wetter beschreiben und denkt, dass es klappen könnte. Und er redet ungefähr eine Stunde über Safran. Dass er in Marokko im Atlasgebirge angepflanzt wird. Wie man ihn lagert, wie man ihn isst, kombiniert, in Crepes, Kuchen, Konfitüre, wie man ihn erntet, wie er sich vermehrt...
Ich stehe und höre und kann nicht genug bekommen. Safran ist für mich Orient und Märchen.
Safran blüht im Oktober. Die Vorstellung, dass in meinem Garten im Oktober etwas blau blüht, gefällt mit so gut, dass ich einen Tüte Zwiebeln kaufe. Es liegt eine ausführliche Pflanzanleitung bei, die ich bis auf den letzten Millimeter befolge. Safran mag keine nassen Füße und soll nicht gedüngt werden. Mein Kräutergarten hat eine Superdrainage und nicht düngen kannich.
Im Herbst passiert dann NICHTS.
Aber im Herbst 2015 ist er dann da. Der erste.
Von einem blauen Blütenteppich bin ich weit entfernt, aber die Freude, die diese entzückenden Blümchen auslösen, ist irgendwie außergewöhnlich.
Ich habe den Händler nie wiedergesehen.