Über Tote sagt man nichs Schlechtes. Außer wenn man es eben doch tut, so wie ich heute. Das, was ich heute sagen möchte, liegt mir seit 1985 auf der Seele und muss jetzt einfach raus. Dass Serge Gainsbourg nicht lange genug gelebt hat, damit ich über einen Toten nichts Schlechtes sagen muss, kann ich jetzt nicht ändern. Wenn ich ihn wiederbeleben könnte, würde ich es lassen.
Seine Lebensgefährtin Jane Birkin bringt 1971 die gemeinsame Tochter Charlotte auf die Welt. Jane Birkin singt gelegentlich, obwohl sie nicht singen kann und schauspielert, obwohl sie das auch nicht kann. Man könnte meinen, ich mag die ganze Familie nicht. Doch, Charlotte mag ich.
1985 bin ich mit Jean-Michels bestem Freund zusammen und einmal im Monat in Paris. 1986 beginnt mein zweites Jahr dort. Ich bin also in sehr engem Kontakt mit Frankreich und fühle mich von vielen Dingen dort betroffen.
1985 bringt Gainsbourg einen Titel heraus, der Lemon incest heißt und ihn und seine damals 13-jährige Tochter in einem inzestüösen Kontext zeigt. Sie war ZWÖLF, als das Lied aufgenommen wurde. Jane Birkin, ihre Mutter, fand das ganz toll. Aber die fand alles ganz toll, was dieser Widerling getan hat. Hätte er meine Tochter (ich habe keine) so angesehen, hätte ich ihn ins Gefängnis gebracht oder an den Eiern aufgehängt. Wahrscheinlich beides. So, hier ist das Meisterwerk. Mein Rat wäre, sich die Tonspur zu ersparen, Charlotte kann nämlich auch nicht singen. Aber sie ist eine gute Schauspielerin geworden. Laut Gainsbourg geht es in diesem Lied um die reinste Liebe. Die zwischen Vater und Tochter.
Die Bewertung überlasse ich euch. Das Wort Liebe fällt mir hier nicht ein. Statt einen Skandal und eine Welle öffentlicher Empörung auszulösen, wie ich es eigentlich erwartet hatte, bleibt dieses Unding 18 Wochen in den Top 50. Ermutigt durch die öffentliche Billigung seiner Perversion lässt Gainsbourg einen Film mit dem Titel Charlotte forever folgen. Laut Wikipedia Frankreich hat das dann für einen Skandal gesorgt. Man braucht nicht Französisch zu können, um zu sehen, wie skandalös die beiden Moderatoren den Film finden.
Ich musste damals immer wieder an Nastassja Kinski denken, die mit 15 Jahren mit nackter Brust durchs deutsche Fernsehen gejagt wurde. Wo sind die Mütter dieser Mädchen? Irgendwo in der Veröffentlichungskette muss es doch jemanden geben, der ein Gewissen hat.
Gainsbourg hat gesagt, dass das, was er da macht, nichts mit Pädophilie zu tun hat. Na dann ist es ja gut.
Um die öffentliche Demütigung seiner Tochter zu vollenden, lässt er ihr dann noch einen weiteren Liebesbeweis zukommen.
Mit 15 Jahren gewinnt sie ihren ersten César als beste Nachwuchsschauspielerin für den Film L'Effronté. Ihr Vater nimmt sie in den Arm und man sieht ihr deutlich an, wie sehr sie seine Liebe genießt... Ich lasse euch mit den Bildern allein und gehe kotzen.