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Man unterhält sich auf dem französischen Land so gut man kann. Beliebt sind bals populaires (Sommer) oder concours de Irgendwas (Winter). Irgendwie müssen Ehen ja gestiftet werden. Im Winter 2014 gab es folgendes zu erleben:

Übersetzung: Belote-Wettbewerb. 1.Preis: 2 Schweinehinterteile 2.Preis: 2 Schweinevorderteile 3.Preis: 2 Lammkeulen 4. Preis: Zwei Lammschultern

Belote ist ein beliebtes Kartenspiel, die Regeln sind denen des Skat gar nicht so unähnlich. Und das heißt, dass ich mich in den 80er Jahren des vorigen Jahrtausends in Jean Michels Familie tapfer geschlagen habe. Denn die Skat-Ausbildung hat mein Vater übernommen und es galt meine Brüder zu schlagen.

Warum ich seit sieben Jahren dieses Stück Papier aufhebe? Weil die Frage, warum das Schwein hinten wertvoller ist als vorne, etwas mit deutscher Ernährung zu tun hat. Das Schwein ist hinten wertvoller als vorne, weil hinten der Schinken ist. Der Po. Und überraschenderweise hat ein Schwein nur einen Po.

Schinkenfleisch ist mageres Muskelfleisch, also etwas Gutes.

Die 1970er Jahre waren ein brutales Jahrzehnt. Es wurde mehr historische Bausubstanz zerstört als im zweiten Weltkrieg, um autofreundliche Städte zu bauen. Es war geprägt von blutigem Terrorismus. Fischmehl wurde an Hühner verfüttert, bis Eier wie Fischkonserven rochen. Und es der Vorderschinken wurde erfunden.

Plötzlich hatte ein Schwein mehrere Pos. Den für Vorderschinken hatte es an der Schulter.

Und jetzt lasse ich noch Wikepedia zu Wort kommen:

„Schinken“ genannte Fleischprodukte

Das Wort „Schinken“ wird in Zusammensetzung auch für andere Fleischstücke/-produkte verwendet:

  • Als Vorderschinken darf nach deutschem Lebensmittelrecht das ähnlich wie Schinken verarbeitete Fleisch der Schweineschulter bezeichnet werden. Ein Produkt mit Bezeichnung „Vorderschinken“ muss auch Vorderschinken enthalten; die Bezeichnung „Deutsches Erzeugnis aus Vorderschinkenteilen“ eines Produkts stellt eine irreführende Kennzeichnung dar, wenn es sich nicht um Vorderschinken handelt.
  • Lachsschinken wird nicht aus dem Schinken, sondern aus dem ausgelösten Fleisch des Kotelettstranges hergestellt.
  • Formfleischschinken und Formfleischvorderschinken besteht aus kleineren, zusammengefügten Fleischstücken aus Schinken bzw. Schulter. Das nach mechanischer Vorbehandlung des Fleischs austretende Eiweiß dient dabei als Bindemittel beim Garen in einer Form (siehe Formfleisch). Nach allgemeiner Verkehrsauffassung in Deutschland enthält Formfleischsschinken mindestens 90 % Fleisch und maximal fünf Prozent zugesetztes Wasser. Nicht in der Struktur, doch in der Zusammensetzung entspricht Formfleischschinken daher weitgehend Kochschinken. In der Gastronomie und der Lebensmittelindustrie wird Formfleischschinken häufig anstelle von Kochschinken verwendet.

Es handelt sich also um Müll, der bei der Fleischproduktion anfällt. Anmerkung der Autorin

  • Schinkenersatzprodukte (auch Schinkenimitat genannt) bestehen aus zerkleinertem Fleisch (zum Teil auch Separatorenfleisch) und Fleischresten (mit zusammen einem Gewichtsanteil von unter 50 bis zu 80 %), die mit hydrolysiertem Bindegewebe, Dickungsmitteln, Bindemitteln, weiteren Zusatzstoffen und bis zu 40 % Wasser zu einem Teig verarbeitet und schließlich zu einer schnittfesten, wurstartigen Masse gegart werden. Obwohl sie nicht als Schinken oder Formfleisch(vorder)schinken bezeichnet werden dürfen, werden sie auf Produktverpackungen und Speisekarten (z. B. bei Pizza mit Schinken) häufig so deklariert. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit beanstandete 2006 die Kennzeichnung bei 85 % der ausländischen Schinkenersatzprodukte. Auch bei deutschen Ersatzprodukten stellte es nur in Ausnahmefällen eine korrekte Bezeichnung fest.

Es handelt sich also um noch schlimmeren Müll. Anmerkung der angeekelten Autorin.

Ich habe dem nicht viel hinzuzufügen außer:

  • Dreht jede Lebensmittelpackung um.
  • Das Wort Ersatz ist im Französischen ein Lehnwort aus dem Deutschen. L'ersatz bezeichnet die minderwertige Variante des nicht zu bekommenden Originals.
  • Im Amerikanischen ist schadenfreude ein Lehnwort aus dem Deutschen. Und manchmal haben wir uns die Schadenfreude anderer durch das Wegmampfen von Müll hart verdient.
Hildegard Wichmann

Hildegard Wichmann

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