Jeder von uns kennt das, besonders Eltern und LehrerInnen. Und AusbilderInnen.
Wird das bis morgen fertig? Jaaa. Ist da etwas kaputt gegangen? Hm, neeiin. Und alle wissen: Je länger der Vokal desto näher befinden wir uns an "vielleicht". Eine richtige Antwort hat einen kurzen Vokal. Yesss, Ma'am.
In Kanada habe ich lustige Ausdrücke gelernt. Elevenish... Irgendwann um elf herum. Oder "kind of": so ähnlich wie... oder nicht so ganz.... Die Antwort oben wäre dann: Kind of Yes-ish. So eine Art "Ja-Ding". Kind of No-ish, Nein-isch. Sieh doch zu, wie du damit klar kommst.
Ein völlig neue Bedeutung hat ein langer Vokal am Freitag vor einer Woche von einem Mädchen aus meiner Klasse bekommen. Es ging darum, dass das Geld für eine Klassenfahrt zu überweisen war. Freitag war der Stichtag. Der Not gehorchend habe ich um das Wochenende verlängert. Als ich meine Klasse darauf hinweise, dass sich jetzt alle beeilen müssen, weil ich sonst die Reise streiche, sieht Leile mich mit ihren wunderschönen großen braunen Augen an:
"Aber wir haben doch noch bis Moontag Zeit."
Das O ist leicht gedehnt. In ihren Augen liegt die ganze Ruhe des Abendlandes und ein Gutteil meditativer Kraft des Morgenlandes. Bis Moontag.
Wir stehen dort, ich sehe ihr in die Augen und werde so ruhig wie sie. Ich denke an alle filmischen Mittel, die Disney, Pixa oder Dokumentarfilmmacher verwenden, wenn sie sehr große Zeiträume darstellen wollen.
Ein Wald wächst heran, kleine Bäume, große Bäume, Jahreszeitenwechsel im Zeitraffer, Stürme, Sonnenschein, Dinosaurier kommen langsam, bleiben lange und sterben aus, der Wald stirbt, wird zu Kohle, wird zu Diamanten. Ein paar Millionen Jahre... Bis Moontag.
Scratch. Es ist das Geräusch, wenn der Arm auf dem Plattenspieler verrutscht. Ein disharmonisches Geräusch. Es ist meine Stimme: "Wenn das Geld am Montag da sein soll, müsst ihr heute noch überweisen."
Verstörtes Flimmern in Leilas Augen. Die Ewigkeit ist jäh beendet. HEUTE. HANDELN. ICH. Der Alptraum. Wie konnte ich nur.