Welpen, kleine und große

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Viele Dinge, die SuS (Schüler und Schülerinnen) sagen, funktionieren syntaktisch (vom Satzbau her) und semantisch (von der Wortwahl her) nur in der Schule.

Die Welt unterscheidet in gesund oder krank. Nur SuS unterscheiden in gesund, krank und wirklich krank.

Gesund heißt gesund

wirklich krank heißt krank

und krank bezeichnet alle anderen Spielarten dessen, was einen daran hindert, in die Schule zu kommen.

Wirklich krank wird gerne wird gerne mit genauen Beschreibungen, wie oft und wie lange man sich nachts übergeben habe, und gerade vor der Nachricht noch einmal, untermauert. Irgendwann gebe ich dann genervt zu verstehen, dass ich mich nicht für Gruppenkotzen in Meckenheim interessiere und mir die Mitteilung krank reichten würde. Danach folgt dann bitte eine Entschuldigung oder ein Attest, je nach Anlass. Ich hoffe, dass sie dann ihre zukünftigen AuA (Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen) mit solchen Details verschonen.

Ich hoffe auch, dass sie ihre AuA mit dem Satzanfang Sie müssen... nicht belästigen. Denn dieser ist einer Person gegenüber, die wesentlich älter ist und wesentlich mehr zu sagen hat, völlig unangemessen. Ich antworte häufig ich muss sterben und Steuern zahlen und den Rest entscheidest du nicht.

Den besten Satzanfang mit Frau Wichmann, Sie müssen... haben natürlich die Fahrradmonteure gemacht, wie viele der besten Dinge in meinem Berufsleben. Wenn ich denke

Ich war die Klassenlehrerin der Fahrradmonteure

hat der Gedanke den gleichen Unterton wie Meryl Streep, wenn sie sagt

I had a farm in Africa.

Ihrem Traum hat soweit ich weiß das Feuer den Garaus gemacht, meinem ein Irrer, der mit 200 km/h in der falschen Richtung über die Autobahn rast und sich wundert, warum er so viele Falschfahrer trifft.

Wir schreiben das Jahr 2008, 09 oder 10.  Zu dieser Zeit sitzen die Hosen bei den Jungs so locker mitten auf dem Po, dass man hofft, dass sie auf dem Weg zu Tafel oben bleiben. Die Lage hat sich geringfügig verbessert, jetzt schaffen es die jungen Männer aber durch ausgiebiges Räkeln mitzuteilen, ob sie eher Bruno Banani, Calvin Klein oder Hugo Boss- Jungs sind. Auf die Aussage, dass sei too much information und dieses Verhalten sei im öffentlichen Raum völlig unangemessen, reagieren sie zutiefst verwirrt. Manchmal denke ich, dass ich die erste Person bin, die ihnen das mitteilt.

An jenem Tag vor vielen Jahren trug Philipp eine Unterhose mit einem aufgedruckten Comic, die bei den MuM (Mitschüler...) großes Interesse erweckte.

Wir waren auf dem Weg zu einer Zweiradmesse und irgendwo auf dem Weg rief mir ein begeisterter Schüler zu:

Frau Wichmann, Sie müssen Phillips Unterhose lesen.

Das brachte mich derartig zum Lachen, dass ich stehen bleiben musste um meine enttäuschten SuS darüber zu informieren, dass ich lieber mit einer erheblichen Bildungslücke weiterlebte, als mich zu bücken und dieser Aufforderung nachzukommen. Dieser heitere und lustige Tag wurde dann während der Messe gekrönt, als Jenni laut und begeistert durch Halle 4 brüllte:

Frau Wichmann, Frau Wichmann, ich habe endlich rosa Nippel.

Nur ich musste lachen. In der Fahrradwelt wird so etwas natürlich sofort richtig verstanden. Jenni baute schon seit einiger Zeit an einem Fahrrad in rosa-pink und ihr fehlten nur noch die rosaeloxierten Speichennippel um die Laufräder zu komplettieren.

Honni soit qui mal y pense (Ein Schelm, der Böses dabei denkt) steht auf dem Hosenbandorden des englischen Empires.

Ich bekenne mich schuldig.

Hildegard Wichmann

Hildegard Wichmann

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Bonn