Radio hören beim Autofahren irritiert mich. Entweder ist der Rhythmus zu schnell oder, wenn mal eine längere interessante Sendung komt, verlasse ich das Sendegebiet kurz vor dem Höhepunkt.
Also höre ich Bücher. Das letzte war das Buch Das Mädchen mit dem Perlenohrring von Tracy Chevalier. Sie schenkt dem Modell von Jan Vermeer eine eigene Geschichte. Diese Idee hat mir gefallen.
Das Mädchen arbeitet als Magd im Haus Vermeer und das Leben wird bald kompliziert, weil sie hübsch, intelligent und zwar bescheiden aber nicht unterwürfig ist. Ich mag das Buch, es ist gut erzählt und ich habe es genossen, dass man es mir vorlas.
Den Film hatte ich schon gesehen und fand ihn nicht gut. Um herauszukriegen, was mich so gestört hat, habe ich mir ihn heute abend noch einmal angesehen.
Ich nehme explizit Scarlett Johansson aus meiner Kritik aus. Mit einem guten Regisseur hätte sie einen Oscar gewinnen können. Sie kann wirklich jede Emotion mit ihren Augen und ihrem Gesicht ausdrücken. Der Film lohnt sich um ihretwillen auf jeden Fall. Ich glaube, dass Colin Firth als Jan Vermeer auch mehr gekonnt hätte, wenn man ihn gelassen hätte. Warum der Regisseur Frau Johansson 7/8 des Films mit halboffenem Mund herumlaufen lässt, bleibt mir verborgen. Das mag ich in der Werbung schon wie Fußpilz. Meinen Schülerinnen sage ich manchmal, dass sie mit geschlossenem Mund doppelt so intelligent aussehen. Stoßweise ausatmen darf Scarlett auch ganz viel.
Was mich am meisten stört, ist die Effekthascherei. Der Regisseur Peter Webber hat sich Vermeer- und Rembrandt-Bilder in verfügbaren Mengen angesehen und gedacht: Happich kapiert, kann ich auch. Hier Licht, da Schatten, hier Farbe, da keine - geht doch. Und er kann es eben nicht. So zeigt er uns Bilder, von denen er hofft, dass alle finden, dass sie den alten Meistern entsprechen, Tun sie nicht. Dass, was er damit beabsichtigt, ist zu offensichtlich. Für mich ist es das alte Problem, ob man etwas macht weil oder damit. Und die Weil-Arbeit ist eben immer besser als die Damit-Arbeit.