Alltagsabenteuer in Deutschland

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Vielleicht geht es ja noch anderen Menschen so. Ich drücke mich nicht gerne über Kaffeetassen aus,

auch nicht über T-Shirts

und auch nicht über Wandtatoos.

Dass auf allem etwas Witziges, Geistreiches, Sarkastisches oder Emotionales stehen muss, geht mir auf die Nerven, es ist mir einfach zu unruhig. Am schlimmsten sind Damennachthemden aus dem Kaufhaus.

Das würde ich nicht einmal meiner Großnichte anziehen, weil sie ohne ein supersüßes Nachthemd einfach noch supersüßer ist. Sie wird zwei. Eine erwachsene Frau sieht in so etwas gequält mädchenhaft aus.

Aber neulich ist ein Wunder passiert. Ich war über die Karnevalstage in Norddeutschland und bin mit dem Zug zurückgefahren. Ich liebe Bahnhofsbuchhandlungen, lungere dort also gerne herum. Da gibt es herrliche Zeitschriften wie Zuhause wohnen. Die fand ich schon immer klasse, weil ich mich gefragt habe, was wohl die Alternative ist. Auf dem Bahnhofsklo wohnen? Zuhause ist doch da, wo man wohnt, oder? Auch wenn kein Wandtatoo, das bestätigt.

Zurück zum Wunder. Da lag ein Ringhefter, auf dem stand:

Mir fällt gerade auf, dass da ein Komma fehlt. Sei's drum.

Der Satz gefällt hat mich an ein Gespräch erinnert, das ich vor sehr vielen Jahren mit Clara geführt habe. Wir haben in den Zeiten, als ich Deutsch für Aussiedler unterrichtet habe, viel über Sprache geredet. Beim Vorbereiten des entsprechenden Unterrichts (sie hat mir oft bei der Herstellung von Unterrichtsmaterial geholfen) ist uns mal aufgefallen, dass es ein gutes Gefühl ist, wenn alle Modalverben in einer Situation zusammenkommen.

Wenn ich etwas tun muss, dann ist es schön, wenn ich es auch will. Und wenn beides der Fall ist, ist es toll, wenn ich es auch kann. Und wenn ich etwas will, ist es schön, wenn ich es auch darf. Fast schon Glück.

Du sollst und besonders der Konjungtiv du solltest bleibt für die zehn Gebote und für Eltern reserviert, werden hier also ausgelassen. Da will jemand anderes, dass du willst. Meine Eltern sind tot und ich habe keine Nachfolger benannt.

Hildegard Wichmann

Hildegard Wichmann

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Bonn