Alltagsabenteuer in Deutschland

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machen mich eigentlich immer erst einmal misstrauisch, es sei denn sie bringen als Daseinsberechtigung einen neuen Gegenstand oder eine neue Realität mit sich. Ansonsten finde ich, dass die schon vorhandenen Wörter sehr gut zu gebrauchen sind.

Ich komme aus einem Neanderthal, in dem man noch gleichzeitig und nicht zeitgleich sagt. Und man sagt dort, dass man etwas zügig oder bald erledigen wird und nicht zeitnah. Der Sinn von zeitnah erschließt sich mir sowieso nicht. Hat es ein Gegenteil, z.B. zeitfern?

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Dafür haben wir kein Geld heißt jetzt: Das ist finanziell nicht darstellbar. Aber letzteres klingt, als hätte der Sprecher wochenlang komplexe Finanzunterlagen ausgewertet. Das hat er natürlich nicht, aber er fühlt sich ohne Geld jetzt besser. Modernes Managergequatsche geht ja immer. Alfons Mahlert kann das auch.

Ein Wort allerdings hat den brauche-ich-das-Test bestanden. Und das ist das Wort divers. Männlich-weiblich-divers war in meinem Neanderthal zunächst eine ungewohnte Erweiterung. Ich wusste nicht so recht, wohin damit.

The caveman
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Dann habe ich auf YouTube die ersten jungen Männer gesehen, die sich selbst als Sister bezeichnen, viele weibliche Merkmale ausprägen, als Jungs noch gut zu erkennen sind und fröhlich mit Make-Up herumspielen.

Eher transgender als das Schwul, das ich kenne? Im innenarchektonischen (neudeutsch: Interior Design) Bereich lernt man dann ihre glitzernden Häuser kennen und hört sie von ihren Ehemänner sprechen.

Und den letzten Kick bekam das neue Wort dann, als ich bei einem größeren Einkochvorhaben Germany next Topmodel gehört und mit einem halben Auge auch gesehen habe. Die Kandidatin Alex ist eine schöne junge Frau, die als schöner junger Mann geboren wurde. Von außen ist sie eine Frau. Wenn sie den Mund aufmacht, ist sie ein Mann mit weicher Stimme. Was sie anatomisch ist, geht mich nichts an. Gefragt habe ich mich trotzdem.

Nach Beziehungspartner oder -partnerin gefragt, sagte die schöne junge Frau, sie sei homosexuell, stehe also auf Männer. Diesen Satz habe ich noch keine Frau sagen hören. Da ist mir mit voller Wucht aufgefallen, wie nützlich das Wort divers doch sein kann.

Ich wünsche euch noch einen schönen Pfingstmontag.

Hildegard Wichmann

Hildegard Wichmann

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Bonn