Diese und nächste Woche fallen die Posts ein bisschen kürzer aus, weil ich Besuch habe. Und die Bilder muss ich nachliefern, weil das Telefon heute nicht mit dem Rechner spielen will.
Die Indianer sagen, dass die Erde nicht den Menschen gehört, sondern die Menschen der Erde. Das ist eine schöne und kluge Idee. Ich habe vor elf Jahren 800m² Frankreich gekauft und weiß genau, dass das Grundstück mir nicht gehört. Es gehört den Katzen. Es gibt zwei Gruppen von ihnen: die Hauskatzen aus dem Dorf und die wilderen aus dem Wald, der unterhalb meines Grundstücks beginnt. Die Katzen tolerieren mich, wenn ich hier bin, weil ich die Steuern bezahle und zuverlässig immer wieder abhaue. Steuern für Besitz in Frankreich sind ein lustiges Ding. Es gibt die normale Grundsteuer. Und es gibt eine taxe d'habitation, eine Wohnsteuer. Die Grundsteuer hängt von der Größe des Grundstücks ab und die Wohnsteuer von der Lage in Frankreich. Je attraktiver die Lage ist desto höher ist die Steuer. Aline, die ich kurz vor dem Kauf in MonVillage kennengelernt habe, hatte mich dringlich darauf hingewiesen, dass ich mich erkundigen soll, weil diese Wohnsteuer wohl ganz schön ins Geld gehen kann. Das ist hier zum Glück kein Thema, denn das Limousin gilt in France ja nicht als attraktiv und so bezahle ich hundert Euro im Jahr. Ein Kollege aus der schönen Stadt Nantes, die als sehr attraktiv gilt, sagte mir allerdings, dass seine Wohnsteuer die Höhe eines Monatseinkommens hätte. Das ist also wirklich zu beachten, wenn man hier Eigentum erwirbt.
Ich habe fünf Jahre gebraucht um mich mit der gleichen Lässigkeit hier zu bewegen wie die Katzen und mich nicht mehr ein bisschen fremd zu fühlen. Es war kein unangenehmes Gefühl, nur eine gewisse Vorsicht und ich habe es auch erst bemerkt, als es weg war. Die Anwesenheit der Katzen erspart mir jede Auseinandersetzung mit Nagetieren. Vom Dorf aus sind es drei bis vier, vom Wald aus zwei bis drei. Die Dorfkatzen sind die Chefinnen und die Waldkatzen respektieren eine unsichtbare Grenze auf dem Grundstück, die sie nie überschreiten. Die Chefinnen kommen drei Mal am Tag patrouillieren, schreiten das Grundstück ab und schauen nach, ob ich noch da oder endlich weg bin. Die mutigste von ihnen kommt durch die Küchentür und schaut als Katze vom Dienst (KVD) auch innen mal nach dem rechten.
Das gesamte Geschehen läuft lautlos und unter völliger Ignoranz meiner Person ab. Ärger gab es nur am Anfang ein paar Mal, weil ich die Regeln nicht verstanden hatte. Ich wurde nachts wach, weil etwas laut klopfte. Auf meinem Mülleimerdeckel saß die KVD und schlug mit der Pfote darauf. Ihren strengen Gesichtsausdruck habe ich verstanden, obwohl ich nur halb wach war:
- Öffnen Sie SOFORT diesen Mülleimerdeckel.
Ich habe mich der übergeordneten Gewalt gefügt und den Zugang zu den Resten der Lammkotletts vom Vorabend frei gemacht. Ein weiteres Mal hatte ich den Deckel aus Versehen offengelassen (Lachs am Vorabend) und die KVD war mitten in der Nacht hineingefallen und machte ein Riesentheater, bis ich sie befreit hatte. Dass ich laut gelacht habe, hat sie mir sehr übel genommen. Am nächsten Morgen beim Kaffee habe ich dann verstanden, dass ich auch an die Katzen hier Steuern bezahlen werde. Also gibt es am Ende der Hecke einen Napf mit den Resten. Seither ist Ruhe.