Spaziergänge im Wald und zusammen vor einem Kamin zu sitzen fördern die Lust sich miteinander zu unterhalten. Lange Autofahrten tun das auch, besonders, wenn die Landschaft schön ist und das Wetter gut.
Bei Regen neigt man dazu, vor sich hin zu brüten.
Dass Martina begeisterungsfähig ist, wusste ich schon und ich mag es. Dass sie sich ausgerechnet für das Futur II begeistern kann, erfahre ich, als wir im Sommer 2019 auf dem Weg nach MonVillage aus den Ardennen in die Champagne fahren. Ich weiß nicht mehr, woher das Stichwort kommt. Aber die Antwort ist laut und emotional:
- Das ist meine Liiieblingszeitform.
Zu Erinnerung:
Ich werde gut schlafen. Das ist Futur I und beschreibt eine Handlung in der Zukunft oder eine Erwartung an sie. Ich werde zwei Wochen wie ein Baby geschlafen haben. Das ist Futur II und beschreibt eine Handlung, die in der Zukunft abgeschlossen ist. Mit dieser positiven Erwartung für meine Ferien fahre ich immer nach MonVillage und nehme somit das Ergebnis vorweg.
Es ist die Zeitform, die den Menschen vom Tier unterscheidet, die philosophischste aller Zeitformen, führt Martina aus. Man kann seine Handlungen in die Zukunft projezieren, aber man kann eben auch die Folgen abschätzen.
- Wenn ich so weitermache, werde ich mich mit vierzig stark verschuldet haben. (Dieser Satz trifft auf mein jüngeres Ich zu, nicht auf Martina.)
Und weil man die Folgen abschätzen kann, kann man sie auch verhindern und einen neuen Entwurf schreiben.
So habe ich das noch nie gesehen und es gefällt mir sehr.
Man kann auch seine Erfahrungen benutzen um z.B. sich selbst zu trösten...
Erklär mal bitte.
Wenn du Liebeskummer hast und aus Erfahrung weißt, dass er endet, kannst du sagen: Ich werde gelitten haben. Damit nimmst du das Ende deines Kummers vorweg.
Es herrscht eine Weile Schweigen im Auto. Tool, oder?
Mir fallen zwei kleine Geschichten ein, die auch mit dem Futur II zu tun haben. Die reinste Grammatikstunde, diese Autofahrt. Ich muss dann auch bald mal etwas essen, so anstrengend ist das hier.
In Geschichte Nummer eins spricht eine Freundin über ihre Beziehung zu ihrem damaligen Partner. Sie sagt:
- Ich werde viel von ihm gelernt haben.
Und ich frage mich, ob sie die Beziehung unterbewusst schon beendet hat. Sechs Monate später hat sie es dann faktisch getan.
Einer anderen Freundin hat ihr damaliger Partner völlig unbefangen gesagt:
- Mit dir werde ich viel gelacht haben.
Er hat damit den gemeinsamen Abend geschrottet und ihr Herz erstarren lassen, denn sie hat mit diesem Satz verstanden, dass er innerlich die Beziehung schon abwickelt. Sie hat ihn darauf angesprochen, weil sie mutig ist. Er hat es geleugnet, aber gegangen ist er trotzdem.
Und damit der Blogpost heute nicht so traurig endet, kann ich euch sagen:
Ich werde meinen Beruf sehr geliebt haben.
Das weiß ich jetzt schon, obwohl ich erst in acht Jahren in Rente gehe.
