Wie schon erwähnt, habe ich mich in den Herbstferien intensiv mit dem Thema "Esskastanie" auseinandergesetzt. Ich habe zuächst das Kastanienkochbuch (Danke Martina) von vorne bis hinten gelesen und erfahren, dass die Leute im Limousin ohne dieses Nahrungsmittel noch im 20 Jahrhunder verhungert wären. Ich weiß schon lange, dass es sich um eine traditionell arme Gegend von Frankreich handelt, aber dass es so schlimm war, hat mich dann doch erschreckt. Ich bin den Kastanien also mit Achtung begegnet.
Wer Kastaniensuppe kochen will, nimmt einen Korb und geht Kastanien sammeln.
Das ist im Limousin keine Herausforderung. Sie fallen im Oktober tonnenweise von den Bäumen. Eine Stunde später steht der volle Korb in meiner Küche.
Ich fahre nach StMartin zum Schwimmen und für Internetrecherchen. Fünf verschiedene Methoden, Kastanien zu schälen probiere ich aus. Alle werden als "die beste" gelobt. Ich probiere immer eine Methode für zehn Kastanien. Was für mich am besten funktioniert: Mit dem eigens dafür konstruierten Messer die Kastanie rundherum einritzen,
fünf Minuten in kochendes Wasser und dann fünfzehn Minuten in den Backofen. Die schlechteste ist die im Kamin. Ich habe alle zehn verbrannt. Als ich meine Kastanien fertig habe, ist der Tag rum und ich esse etwas anderes.
Meinen Lieblingsnachbarn interessiert mein Küchentreiben immer, es gibt viele spannenden Gartenzaungespräche.
Am nächsten Morgen geht es dann weiter: Kastanienmehl und Entenfett brauche ich und zwei Liter Hühnerbrühe. Entenfett habe ich noch, das hat Heinz' Liebe zu in graisse de canard gebackenen Bratkartoffeln fest in meinen beiden Küchen etabliert. Kastanienmehl muss ich kaufen und natürlich ein Huhn. Bei dieser Art von Kochexperimenten ist Hühnerbrühe aus dem Glas keine Option.
Also setze ich eine Hühnerbrühe mit meiner eigenen herbes de province-Mischung an und koche danach die anfallenden 1,5 Kilo Hühnerfleisch ein. Danach ist der Tag rum und ich esse etwas anderes.
An Tag drei ist es dann soweit. Die Suppe ist jetzt ganz einfach zu machen und schmeckt wie das Halleluja von Leonard Cohen klingt.
Es handelt sich für meine Geschmacksnerven um die reinste Form von SOULFOOD.
Und hier ist das Rezept:
Und hier ist die Übersetzung:
Kastaniencremesuppe für einen Senator
4 Personen 15 min Vorbereitung 45 min Kochzeit
16 blanchierte Kastanien, 10 Minuten im Dampfkochtopf gegart
200 g Kastanienstücke
2 l entfettete Hühnerbrühe (Ich fand das für 4 Personen zu viel und habe auf einen Liter reduziert)
2 Eigelb, die Eiweiß für etwas anderes aufheben
25 cl crème fraîche
1 EL Entenfett
1 gestrichener EL Kastanienmehl
Pfeffer und Salz aus der Mühle
In einem Edelstahltopf das Fett erhitzen. Das Mehl hineinrieseln lassen. Hitze herunterstellen. Vorsichtig vermischen, dann die Kastanienstücke hinzugeben. Mit der Brühe ablöschen. Salzen und pfeffern. Zum Kochen bringen. 30 Minuten auf kleiner Flamme kochen. Pürieren. Die Kastanien für fünf Minuten in der Suppe ziehen lassen. Die Flamme abstellen.Vorsichtig mit der crème fraîche-Eigelb-Mischung binden. Nicht mehr kochen. Abschmecken.
Wer von meinen LuL das Rezept ausprobieren möchte, Entenfett und Kastanienmehl habe ich noch in Bonn.