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und die Frage, ob es einen Dupe dafür gibt

Ich lackiere mir die Nägel oft und nur selten in Farbe. Meine Hände sind ein Kriegsschauplatz und waren phasenweise zehn Jahre älter als mein Gesicht. Wir hatten in den 1990er Jahren keine Angst vor Teilereiniger, einem der miesesten Lösungsmittel der Weltgeschichte. Unsere Motorteile waren sauber und unsere Hände eine Katastrophe.

Photo by Fábio Alves / Unsplash

Es gibt zwei Entscheidungen, die ich zu den besten meines Lebens zähle: einen zweiten Beruf als Mechanikerin gelernt zu haben und die Hütte in MonVillage. Aber natürlich hat die Mechanik mich und meinen Körper verändert. Mein ohnehin schon breites Kreuz ist noch breiter geworden. Und meine einstmals schlanken Finger haben die Form von Fischstäbchen angenommen. Clara hat dazu das entscheidende Wort gesprochen, als wir eines Abends während der Lehre an unserem WG-Tisch saßen. Ich seufzte: Was machen wir nur mit unseren schlanken Aristrokratinnernfingern? Sie grinst und erwidert: Die lassen wir den schlanken Aristokratinnen. Damit war für mich das Thema erledigt. Danke Clara.

Lange Zeit wollte ich also die Aufmerksamkeit nicht auf meine Hände lenken und habe nur ganz unauffällig lackiert. Dazu habe ich mal folgendes Produkt ausprobiert:

Die Claims (Behauptungen über die Wirkung) sind nicht von schlechten Eltern. Mit einem Auftrag erhielte man den Look einer French-Manicure, also rosa Nagelbetten und weiße Spitzen. Magic in a bottle? Ich habe es ausprobiert. Mit folgendem Ergebnis: Es ist ein wunderbarer und mit 27 Euronen schweineteurer Nagellack. Auf meinen Nägeln kann er einiges. Warum die Einschränkung auf meinen Nägeln? Ich musste mal einen Chanel-Nagellack umtauschen, weil er auch nach 24 STUNDEN auf meinen Nägeln nicht getrocknet war.

Dior-Nailglow macht das Nagelbett rosa und macht die Spitzen der Nägel keineswegs weißer. Der gesamte Look wirkt irgendwie feucht und das mag man oder nicht. Ich mag es. Der Pinsel ist breit, herrlich, das Zeug trocknet schnell, yeah und es hält gefühlt ewig. Das Finish ist glatt und glänzend und das auch bei handwerklichen Arbeiten und Frühjahrsputz. Ich habe ein paar Fläschchen davon verbraucht und fand dann andere Töne hübscher.

Irgendwann purzelte dann folgendes Produkt in mein Leben:

Auch hier sind die Claims nicht bescheiden und der Vergleich steht auf der Verpackung: Compare to Dior NailGlow. Ein Dupe also. Das kommt von duplicate und heißt, dass man das Gleiche für billiger kriegt. Das funktioniert aber meistens nicht und dann wirft man das Produkt weg. Dupes kaufen ist meistens Geldverschwendung. Das Zeug kostet um die 5€ und wird compared.

Nicht nur Falten machen alt. Furchen in den Nägeln gehören auch zum Repertoire. Schlechter Nagellack akzentuiert diese auf das Schlimmste. So auch dieser. Wo der von Dior eine glatte glänzende Oberfläche produziert, sieht dieser einfach schrecklich aus. Nailglow hält auch unter schwierigen Umständen ungefähr eine Woche. Dieser hier verliert nach einem Tag seinen Glanz, was gut ist, weil es ein billiger Glanz ist. Beim Abnehmen der Reste fällt auf: Er lässt sich mit Nagellack ohne Aceton nur sehr schwer entfernen. Also kaufe ich Nagellack mit Aceton, für starke Lösungsmittel habe ich immer noch Verwendung. Aber nicht so gerne an meinem Körper.

Der einzige Vorteil des Produkts: Es  scheint nicht zu altern. Ich habe den Lack vor einigen Jahren gekauft und jetzt beim Frühjahrsputz wiedergefunden. Und ich habe ihn für diese Review noch einmal getestet, das Ergebnis ist das gleiche wie beim ersten Mal. Also werfe ich ihn morgen weg. Oder ich nehme ihn mit nach MonVillage und streiche ein paar Quadratzentimeter Holz damit. Dann kann er sich noch nützlich machen.

Powerful idea
Photo by Frank Vessia / Unsplash
Hildegard Wichmann

Hildegard Wichmann

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Bonn