Die "alte Abteilung" hat mir im Germanistikstudium besonders viel Spaß gemacht. Ich fand das Mittelalter spannend und die Sprache sehr stark.
Kilaubu in kott vatter almachtikun!
klingt doch ganz anders als
Ich glaube an Gottvater, den Allmächtigen.
Das waren noch Endungen.
Es gab sogar viel zu lachen, auch wenn ich nicht weiß, ob das von den Dozenten so intendiert war. Die Deutsche Sprache hat zwei Lautverschiebungen hinter sich gebracht, die erste sogenannte germanische und die zweite sogenannte althochdeutsche. Damit hatte sich unsere Sprache von den anderen abgegrenzt. Wir haben dann im Studium noch die dritte sogenannte alkoholische Lautverschiebung hinzugefügt.
Ich habe also Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch gelernt und das gerne. In Althochdeutsch haben wir uns mit der Zeit befasst, in der die Bibel und die Messe übersetzt wurden, so dass die Menschen dann auch wussten, was sie da sagten, also im frühen neunten Jahrhundert.
In den Klöstern hat es gekocht. Denn wie übersetzt man so ein Wort wie resurrection? Wiederfleischzusammenlegung? Wiederknochenzusammenfügung? Wir haben im Kurs die Quellen gelesen, die Vorschläge waren zahlreich. Ok, nehmen wir Wiederauferstehung.
Besonders schwierig wird eine Übersetzung, wenn die sogenannte Zielsprache kein Wort bereithält für das, was man da übersetzen will. Das passiert natürlich besonders gerne bei abstrakten Begriffen. Das Glaubensbekenntnis war eine Herausforderung. Vater geht gut, Sohn ist super, aber spiritus sanctus? Und wieder glühen die Mönchsgehirne in den Klöstern.
Das gab der germanische Götterhimmel nicht so ohne weiteres her. Das Ergebnis war dann ein Kompromiss: heil, heilig hieß alles mögliche, auch gesund und unverletzt. Der Geist war eben ein ghost. Ich wäre gerne dabei gewesen, als man die Gemeinden zum ersten Mal aufforderte laut zu bekennen: Ich glaube an das unverletzte Gespenst.